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Eltern ABC #1: A wie Abstillen

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Das kleine ABC der Fortpflanzung und Elternschaft. Diesmal: A wie Abstillen.

Illustration: Diane Haefner

Illustration: Diane Haefner

Nicht erst seit Eva Hermans Buch »Vom Glück des Stillens« gilt das Säugen des eigenen Nachwuchses als heilige Mutterpflicht. Herman und andere BefürworterInnen des Stillens preisen dabei vor allem die Vorteile an: Schutz des Säuglings durch die Muttermilch, Mutter und Kind in Harmonie vereint, toller Teint, gut für die Figur. Stillen hat aber leider auch einen entschiedenen Nachteil: Es ist der Killer für jede Form von Gleichberechtigung in der Beziehung. Wer sich also vorgenommen hat, das Elternsein von Beginn an partnerschaftlich 50/50 zu teilen, der sollte das Stillen am besten gleich sein lassen. Stillen macht die Mutter unflexibel, bindet den Säugling an sie und die beiden meist zusammen ans Haus. Der Vater oder nicht stillende Partner kann das Kind nicht beruhigen oder braucht dazu länger – Brust ist Trumpf – und schon bald stellt sich die althergebrachte Rollenverteilung ein. Während der Schwangerschaft hatte sich das Paar fest vorgenommen, alles anders zu machen. Nun stehen zwei milchpralle Brüste wie ein unüberwindliches Hindernis zwischen ihnen und ihrem Ideal. Die Methode: Milch abpumpen, Mutter geht raus und der Betreuende füttert aus der Flasche, funktioniert bei den wenigsten Elternpaaren – das haben nicht repräsentative Umfragen in meinem Bekanntenkreis ergeben. Meist sitzt sie zu Hause, während er mehr oder weniger sein altes Leben führt. Eltern, die sich die Arbeit wirklich gleichberechtigt teilen möchten, müssen längerfristige Absprachen treffen: Ich habe die Brüste und übernehme deshalb das erste Jahr, danach bist du dran. Oder sie verzichten gleich ganz auf das Stillen. Generationen sind mit Industrienahrung aufgezogen worden, sie haben auch überlebt. Zärtlichkeit kann man Neugeborenen auch ohne Brustkontakt zukommen lassen. Ohnehin macht Stillen weniger Spaß, als allgemein propagiert wird. Statt Hegel zu lesen, ein Buch zu schreiben oder – total unterschätzt – zu schlafen, sitzt man zu jeder Tages- und Nachtzeit stundenlang mit einem Säugling an der Brust auf dem Sofa. Die Brustwarzen entzünden sich, man darf keinen Alkohol trinken, nichts Scharfes essen und auch sonst wenig tun, was Spaß macht. Das beschworene Glücksgefühl beim Stillen? Stellt sich eher selten ein – auch das haben meine nicht repräsentativen Umfragen bei durchaus überzeugt stillenden Müttern ergeben. Und der tolle Teint? Dafür gibt es ja Abdeckcreme.

Von Christiane Rösinger


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